Raum 0.2 „das Haus“, oder „der Hausflur“

 

Die alte Bezeichnung für den Raum 02. ist „das Haus“,  man sagt z.B. „im Hause draußen“, wenn man in der Stube ist und vom Hausflur spricht.

Die Baugeschichte dieses Raumes konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden.

Der vorgefundene Zustand wurde repariert bzw. restauriert.  Allein bei dem Fußboden wurde die Terrazzooberfläche aus den 1970er Jahren  durch Sandsteinplatten ersetzt.

Es war seinerzeit üblich, die „moderne“ Terrazzoplatte einfach auf den alten, historischen Belag aufzukleben.  Terrazzo war chic, er war glatt und pflegeleicht und man dokumentierte, dass man zeitgemäß leben wollte und konnte.

Beim Herausnehmen stellten wir allerdings fest, dass der alte Belag herausgebrochen war, nur an einigen Ecken konnten Reste vom Sandstein gefunden werden. Diese Totalentnahme war wohl der geringen Raumhöhe geschuldet. (Terrazzo kann im Raum 0.4 besichtigt werden)

Es wurde wieder Sandstein eingebaut.  Der „schönere“ Granit ist nur in den reicheren, stattlicheren Häusern eingebaut. Bei den Arbeiten wurde an einigen Stellen der alte Lehmfußboden frei. Wir haben ihn in der Schauöffnung dokumentiert.  Unter der Treppe waren auch ein paar Münzgefäße vergraben, leider leer und mit Lehm zugespült und auch zerbrochen.

Die Farbgebung von Decke und Wänden erfolgte nach Befund. Das ist einem Befundfenster neben der Stubentür nachprüfbar.  Die vordere Bohlenwand zur Stube ist in einem Blau, einem Marienblau gefasst. Hier ist es in Kaseintechnik aufgetragen. Die Farbgebung erfolgte nach Befund. Der Türpfosten war etwas dunkler. Das alles ist in dem Befundfenster nachprüfbar.

Die hintere Bohlenwand war und ist holzsichtig. Sie ist mit Lehm ausgefugt,  die Fugen sind noch mit einer weißen Kalkhaut versehen. Einige Befunde in der Urfassung sind noch vorhanden.

Die Wandteile um die historische Feuerstätte sind massiv gemauert. Leider ist die historische Feueröffnung mit der nach oben führenden Rauch „rinne“ durch den neuen  Schornstein verdeckt.

Der jetzige Schornstein ist ein Bau aus den 1970er Jahren und ist schon aus Betonelementen hergestellt.

Historisch war über der Feueröffnung ein Rauchfang, der den Rauch sammelte und durch einen Schornstein über Dach abführte. Es war ein Fachwerkbau, der zum Funkenschutz mit einem dicken Lehmmantel  überzogen war.

Die Wand zwischen Stube und Hausflur im Bereich der Feuerstätte  musste nach einem Erlass des sächsischen Kurfürsten aus der 2.Hälfte des 18.Jd.s aus Brandschutzgründen als Massivmauerwerk ausgeführt werden. In der Stubenseite gibt diese Wand, unter Putzschichten  verborgen, die ganze  Feuerstätten-Biografie eines Umgebindehauses wieder (siehe Bild „Hohlofen).

Die alte Toilettenanlage war im alten Massivanbau angeordnet.  Es war ein traditionelles Plumpsklo

mit einem Brettersitz. Nach dem Rückbau des Massivanbaues wurde die Toilette hier in der üblichen Weise neu angebaut. Es wird eine Komposttoilette werden.

Im Hinterausgang wurde der Vorlegebalken reaktiviert. Die über 1m tiefe Führung in der Wand rechts war noch vorhanden  und wurde vom Handwerker ganz geschickt wieder freigelegt.  Solche

Vorlegebalken haben wir noch im Raum 0.3 (Ziegenstall) und vor dem Fenster im Raum 0.4.

In der Deckenausbildung gab es vor ca. 140 Jahren mit dem Einbau einer Eisenbahnschiene als Unterzug  eine große Veränderung  Die Eisenbahnschiene ermöglichte eine größere Durchgangshöhe, weil die Balken  seitlich auf den Schienenfuß aufgelegt werden konnten. Diese Unterzüge aus Eisenbahnschienen wurden in Seifhennersdorf in großer Zahl eingebaut.

Der ursprüngliche Unterzug aus Holz war ein Teil des langen Baumes,  der nur noch als Rest im Raum 0.3 vorhanden ist. Dieses lange Holz, das das ganze Haus „zusammenhielt“, ist dagegen im 1.Stock noch vorhanden!

 

 

 

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