Der Dachboden
Das Umgebindehaus Am Weißeweg 23 hat einen schlichten, aber typischen Dachstuhl.
Der Dachstuhl ist ein Sparrendach mit einer Kehlbalkenlage und mit einem Längsverband aus zwei Firstsäulen und einer Bundsäule. Die Steifigkeit dieses Längsverbandes entsteht durch sich eigentümlich überkreuzende Streben, einem sogenannten Reiterverband.
Der Sparrenabstand ist unregelmäßig und ungewöhnlich weit, zum Teil bis 1,7o m. Das ist in der ehemaligen Strohdeckung begründet. Es war eine Stroh- und keine Schilf- oder Rohrdeckung.
Vor ca. 150 Jahren wurde sie durch eine Biberschwanzdoppeldeckung ersetzt.
Die Lattung wurde bei der Sanierung 2013 wegen des ungewöhnlich weiten Sparrenabstandes und wegen der schwachen Sparrenlage auf 6/6 festgelegt. Zusätzlich wurde mittig eine Strecklatte eingebaut. Daneben wurden zur Demonstration die alten Strecklatten angeheftet. Diese alten Strecklatten sind die alten Dachlatten der Strohdeckung, wie auch die alten Holznagellöcher an den Sparren zeigten. Diese Latten waren für die Strohdeckung in einem viel weiteren Abstand als jetzt bei der Ziegeldeckung angebracht gewesen. Leider sind die alten Nagellöcher (es waren Holznägel) für die Latten der Strohdeckung auf der Oberseite der Sparren und nicht mehr einsehbar.
Am Südwest-Giebel steht die Firstsäule um ca. 1,30 m eingerückt. Sie hat, wie auch die NO Säule, eine einseitige Fußstrebe. Hier war das alte Haus zu Ende. Sehr gut sind in der Firstsäule und auch im Sparrenpaar große Zapflöcher sichtbar, die den Hinweis auf ein Schopfdach gaben. Bei der Sanierung 2013 wurden die entsprechenden Zapflöcher auch am Nordost-Giebel vorgefunden, hier waren sogar noch die abgesägten Holznägel an der oberen Firstsäule vorhanden.
So beschlossen wir, das Schopfdach zu rekonstruieren. Es war bei der Umdeckung oder noch vorher bei der Hausverlängerung abgebaut worden. Es war nicht mehr notwendig. Schopfdächer dienten zur Abführung des Rauches von den Feuerstätten, die in den Dachraum strömte. Ein Schornstein über Dach gab es seinerzeit nicht (ein „Rauchhaus“!). Die rauchhaltige Luft konservierte das Holz und das Stroh des Daches und schwärzte es. Aufgehängte Lebensmittel wurden „geräuchert“ oder gedörrt.
Solche Schwärzungen konnten allerdings hier am Dachstuhl nicht festgestellt werden. Es ist wohl vom Anfang an ein Schornstein vorhanden gewesen und der Bau des Schopfdaches erfolgte nur noch aus Gewohnheit.
Das nächste Haus mit einem Schopfdach steht am Schloss Lämberg/Lemberk in Nordböhmen.
Neben der südwestlichen Firstsäule wurde ein neues Sparrenpaar eingebaut. Es soll das historische Sparrenpaar um die Firstsäule entlasten. Man sieht am verbogenen Kehlbalken, wie belastet das historische Sparrenpaar ist. Hier am Ende des Längsverbandes wurde die Bohrprobe entnommen, die schließlich zu der Altersbestimmung des Hauses führte.
Auf dem Dachboden wurde ein neuer Lehmestrich eingebaut. Der Laufsteg soll vermeiden, dass die Decke beim Laufen von mehreren Menschen zum Schwingen kommt und Risse im Deckenputz des darunterliegenden Raumes R 1.1 verursacht.
Bei der Umdeckung des Daches wurden die alten Ziegel wiederverwendet. Sie wurden mit einem auf der Baustelle gemischten Weißkalk/Sand Mörtel verlegt.