Raum 0.1 Die Stube
Die Stube ist das Herz eines Umgebindehauses.
Hier in dem Haus gibt sie in dieser Größe erst seit 1830.
Seinerzeit wurde das Haus um ca. 1,30 m nach Südwest verlängert. Dabei wurden zu 90% eine neue Holzstube und auch eine neue Decke eingebaut. Nur an der Nordecke blieb ein kleiner Rest der alten Stube von 1735 erhalten.
Der Fußboden der Stube ist ein Dielenfußboden. Das Haus von 1614 allerding hatte noch einen Lehmfußboden. Das zeigten Untersuchungen bei Arbeiten im Jahre 2014. Allerdings lag das Niveau ca. 20cm tiefer als derzeit.
Das Hochwasser 2010 hatte den alten Dielenfußboden hochgehoben und verkantet zurückgelassen. Und da die Fundamente des Hauses ertüchtigt bzw. erneuert werden mussten, mussten die Dielen ausgebaut werden. Sie waren allerdings von unten so stark angegriffen, dass sie nicht mehr eingebaut werden konnten.
Die Feuerstätten in diesem Haus haben die ganze Entwicklung der Öfen in einem Umgebindehaus mitgemacht. Zuletzt, als die Blockstube mit einer Bretterwand in Küche und Stube getrennt war, stand in der Küche ein gesetzter Küchenherd mit einer Kachelfläche zur Stube hin. Die Kachelfläche war nicht ausreichend für die notwenige Heizleistung und so stand in der Stube zusätzlich ein transportabler Ofen, ein „Gestellofen“, wie sie in den Jahren nach dem Krieg üblich waren. Er war mit Blechrohren, D = 12 cm, an den Schornstein angeschlossen.
Der Küchenherd ging mit dem Hochwasser kaputt, die Eisenteile haben wir eingelagert.
Um 1850 dagegen war es ein „Hohlofen“ mit einer „Befeuerung von draußen“. Der Befund ist sehr gut an der Wand zum Hausflur ablesbar. Es war ein „Hinterlader“, ein Ofen, der vom Hausflur aus durch die gewölbte Feueröffnung beschickt wurde. Er war nur für Holzbefeuerung geeignet. Durch die gleiche Feueröffnung wurden auf (meistens) keramischen Dreifüßen die Töpfe oder Tiegel mit einer Ofengabel geschoben. der Rauch zog durch die gleiche Öffnung ab. Nur für die Nacht, wenn die große Öffnung verschlossen wurde, war aus Sicherheit die kleine quadratische Öffnung vorhanden. Der Rauch aus der Feueröffnung stieg frei nach oben in den Rauchfang um von hier durch einen Schornstein über Dach abgeführt zu werden. Der frei aufsteigende Rauch „verdünnte“ sich mit der Luft und kühlte sich entsprechend ab. Für Fachleute sehr interessant, dass der Taupunkt der Rauchgase durch die „Verdünnung“ auf sehr gute, unschädliche Werte absank. Dadurch war der Bau von Schornsteinen aus Fachwerk möglich. Allein das Fachwerk wurde innen gegen Funkenflug mit einer dicken Schicht Lehm verstrichen.
Mit dem Bau eines neuen Schornsteines um 1880 spätestens wurde ein neuer Ofen nötig. Der Schornstein stand nun direkt vor der historischen Feueröffnung. Sie war aber nicht mehr nötig, denn die Öfen nun waren „Vorderlader“, d.h. sie wurden in der Stube befeuert.
Den Öfen nun stand zu ihrer Funktion ein Unterdruck zur Verfügung, sie bekamen „Züge“ und nutzten den Brennstoff besser aus. Es waren Öfen mit Rost, d.h. sie waren für Kohlebrand ausgelegt.
Kohle stand inzwischen genug zur Verfügung, sie kam aus Türchau (bei Hirschfelde, jetzt Turow), aus Olbersdorf oder aus dem Lausitzer Revier, seltener aus dem böhmischen Gebiet um Dux/Brüx.
Da die Stube um 1900 mit einer Bretterwand in „Stube“ und „Küche“ getrennt war, setzte man in die Küche einen „Herd mit Turm“. Neben der Kochfläche war ein Kachelteil, das mit einer Seite in die Stube gebaut war. Allerdings war die Wärmeabgabe zu gering, sodass zusätzlich ein „transportabler Ofen“, ein Gestellofen mit Kacheln aufgestellt werden musste.
Im Fußboden gibt es eine Schauluke. Sie gibt den Blick auf alte Fundamente frei. Diese wurden bei den Sanierungsarbeiten 2013 gefunden, der Rest wurde mit Geotextilien abgedeckt. Die Fundamente decken sich überhaupt nicht mit dem Grundriss des jetzigen Gebäudes. Beim Freilegen fanden sich daneben Reste von Gebrauchskeramik und Reste von Ofenkacheln. Auch eine kleine Butzenglasscheibe war dabei. Und auch die prächtige Ofenkachel im Renaissancestil mit einem Relief eines Ritters war dabei. Alles lässt sich nur mit einem Vorgängerbau an dieser Stelle erklären.
Die Stütze in der Mitte des Raumes ist erst 2014 aus statischen Gründen eingebaut worden.
Der Früher wurde der Fußboden gesandet. Aus der Literatur und aus den Erzählungen älterer Menschen ist bekannt, dass man die Stuben mit feinem Sand einstreute. An den Wochenenden wurde der alte Sand mit allem anhaftenden Schmutz ausgekehrt und die Stube wurde neu eingesandet.
Die Wände und Decken wurden im Zustand um 1840 in Marineblau gefasst. Gegen 1900 und dann noch einmal nach dem Krieg wurde dieses Blau durch Beige (eine Art Elfenbeinton) ersetzt, ganz im Sinne der damaligen Zeit.
Ursprünglich waren es Kaseinfarben, jetzt aber ist das Blau in einer Ölfarbe aufgetragen. Mit einer Ausnahme: die Wand neben der Tür, sie ist in Kasein gemischt.
An einem Zeitfenster in der Nordecke, auf dem alten Teil der Bohlenstube, ist ein Zeitfenster, an dem alle Farbfolgen ablesbar sind. Sie beginnt mit einer durch Rauch geschwärzten Fläche („Bister“) und geht über das Marienblau zu den Beigetönen unterschiedlicher Art. Interessant ist, dass die Türpfosten in einem Weinrot gehalten waren, was auch in einem Zeitfenster gezeigt wird.
Dieses Weinrot und dieses Blau sind die typischen Farben der Oberlausitzer Möbel aus dem 19.Jahrhundert.
Ein anderer Teil der Decke ist in einem Beige der 1900er Jahre gehalten.
Als Beleuchtung gab es bis 1990 eine elektrische Beleuchtung, die in ihrer Grundstruktur noch vor dem ersten Weltkrieg entstand. Sie wurde immer wieder modernisiert, es war eine „Auf Putz- Installation“, die ästhetisch die Schönheit der Holzstube brutal ignorierte.
In der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts waren es die Petroleumlampen, vorher waren es Kienspäne im Klammerhalter oder es war bei den reicheren Menschen die Öllampe.
Ein Leuchtkamin, das ist eine kleine Öffnung neben dem Ofen mit einem Rauchabzug innerhalb der Wand, für Kerzen oder Öllampen, konnte hier nicht nachgewiesen werden.