Raum 1.2 „der Vorsaal“

 

Heute spricht man im allgemeinen vom „oberen Flur“. Historisch wurde der Vorsaal bei kleineren Häusern in Seifhennersdorf auch die „Oberbühne“ genannt.
Man steigt die schmale Stiege nach oben. Es ist eine halb gewendelte Treppe um eine anderthalb geschosshohe Spindel, eine „Spindeltreppe“.
Rechts an der Wand wurde aufwendig ein historisches Lehmritz- oder Kammritzmuster freigelegt. Die rauchhaltige Luft im ersten Jahrhundert der Nutzung durch die offene Feuerstelle ließ den Lehm versteinern. Wir haben auch an anderen Stellen im Vorsaal solche Muster, sie wurden aber nicht freigelegt. Links eine schlichte, bäuerliche Brüstung. Die Farbfassung entspricht dem Stil der Jahrhundertwende, was durch Suchgräben sich bestätigt hat.
Überraschend ist der Vorsaal viel schmaler als der darunterliegende Hausflur. Normalerweise steht Wand auf Wand, hier aber nicht. Das ist eines der vielen Rätsel, das uns das Haus immer noch aufgibt.
Der Fußboden, ein Dielenfußboden ist holzsichtig. Er wird mit Schmierseife gepflegt.

Das Fenster an der SO-Wand neben der Bodentür ist ein sehr altes Fenster. Es hat einen
feststehenden Flügel, nur zwei der sechs Gläser lässt sich durch Schieben öffnen. Ein sogenanntes Ritschel-Fenster. Die Gläser sind mundgeblasen.
Daneben die Tür zum Dachboden. Das Türblatt ist eine Zweitverwendung eines alten Bauernschrankes. Die ursprüngliche Bemalung ist andeutungsweise erkennbar.
Das Fensterchen auf der anderen Seite ist ein Neubau in historischer Art. Die Größe konnte an alten Zapfenlöchern im Fachwerkgebälk abgenommen werden.
Der mittige Unterzug ist ein Teil des großen Hausbaumes, der durch das ganze Haus geht.
Die Decke besteht aus Schwarten auf Balken gelegt. Es sind sehr starke Schwarten, die den Lehmschlag und die Verkehrslast auf dem Dachboden tragen müssen. Sehr schön ist der Aufbau seitlich der Bodentreppe zu sehen. Die Untersicht war ursprünglich gekalkt. (So ist es noch im Raum 1.5 sichtbar). Hier aber wurde die Fläche mit Ölfarbe „geschönt“. Zum Teil wurden im Laufe der Zeit die Fugen gegen durchrieselnden Lehm mit Latten abgedeckt.

 

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